Hätte es vor 40.000 Jahren schon den ESC gegeben, wäre der Neanderthaler angetreten, keine Frage! Dass Neanderthaler sprechen konnten, wissen ja unsere aufmerksamen Museumsbesucher schon lange. Aber sie waren auch musikalisch und sangen?
Der britische Archäologe Steve Mithen hat dazu sogar ein ganzes Buch geschrieben: „Die singenden Neanderthaler“, 2005 in London erschienen. Er bringt darin Forschungsergebnisse aus Archäologie, Anthropologie, Psychologie, Neurowissenschaften und Musikwissenschaft zusammen und kommt zu dem Ergebnis, dass Gesang sicherlich schon bei den Neanderthalern erschallte. Wo Menschen zusammen kommen, singen, tanzen und musizieren sie. Das stärkt ihr Gemeinschaftsgefühl und wird auch in der Steinzeit nicht anders gewesen sein.
Wie sich der Neanderthaler-Song angehört hätte, wissen wir nicht. 2008 war es dem Anthropologen Robert McCarthy aus Florida gelungen, aus Resten des Neanderthaler-Kehlkopfes einen Stimmapparat zu rekonstruieren. Mit Computerprogrammen zur Lautmodellierung empfanden McCarthy und sein Team die Neanderthaler-Sprache nach. Sie fanden heraus, dass die Neandertaler weniger Vokale als wir formen konnten, keine ähnlich klingenden Selbstlaute wie „ie“, „e“ oder „ä“, durch die ähnlich klingende Wörter wie „Bier“, „Beere“ und „Bär“ möglich werden, was unseren Wortschatz enorm erweitert.
Nichts spricht aber dagegen, dass die Stimmen der Neanderthaler kräftig und melodisch waren. Ihr Repertoire reichte sicher von der Ballade über das Wiegenlied und sie ließen bestimmt gerne auch einen lauten Chor erschallen.
Mit besten Grüßen aus dem Neandertal, Bärbel Auffermann