In der Ifri n’Etsedda fanden im Februar und März 2013 erneut Ausgrabungen im Rahmen des C2-Projekts des SFB 806 „Our Way to Europe“ statt
Da die sechswöchige Grabungskampagne im östlichen Rif (Nordost-Marokko) dieses Jahr früher durchgeführt wurde, hatten wir anfangs mit kühlerem und nasserem Wetter zu kämpfen. Besonders die sonnigen Tage konnten aber auf der Dachterrasse unseres neuen Grabungshauses genossen werden. Weil die aus Marokkanern, Spaniern und Deutschen bestehende Grabungsmannschaft zeitweise die Kapazität des Hauses sprengte, konnte die Natur von drei tapferen Studenten beim Zelten näher erfahren werden. Jeden Abend kochten oder grillten wir gemeinsam, wobei durch die Herkunft der Teilnehmer eine abwechslungsreiche Küche zustande kam. Viele der Zutaten konnten entweder auf dem Souk in Ouled Daoud oder direkt beim Nachbarn gekauft werden.
Durch die unmittelbare Nähe des Hauses zum Fundplatz hatten wir einen entscheidenden Vorteil gegenüber dem letzten Jahr: die nun wegfallenden langen Autofahrten konnten für die Bearbeitung des archäologischen Fundguts genutzt werden.
Östlich der alten Grabungsfläche wurde ein neuer Schnitt von 2 x 1 m aufgemacht und bis zum anstehenden Felsen ausgegraben. Dabei stießen wir auf neolithische und epipaläolithische Schichten, die eine Vielzahl an Faunenresten, Silices und Keramik enthielten. Auch in diesem Bereich des Abris war das Sediment stark von Schnecken durchsetzt. Neben der üblichen archäologischen Grabungsmethodik wurden außerdem Pollenprofile und Sedimentproben genommen. Dokumentiert wurde zusätzlich mithilfe der Fotogrammmetrie. Weiterhin sondierten wir die gesamte Fläche der Fundstelle mit einem Pirkhauer. Der Abri und sein Vorplatz konnten dreidimensional vermessen werden.
Parallel zur Ausgrabung schlämmten wir das Sediment, um zum einen botanische Makroreste zu gewinnen und um zum anderen kleinste archäologische Funde auszulesen.
Der Zoologe Dr. Rainer Hutterer vom Museum Koenig in Bonn untersuchte das Umland des Abris unter anderen Gesichtspunkten: Er interessierte sich für die heutigen Lebensräume der in den archäologischen Schichten gefundenen Schneckenarten. Darüber hinaus prospektierten Prof. Gerd-Christian Weniger und sein marokkanischer Kollege Abdesalam Amarir die Umgebung und entdeckten dabei eine vielversprechende neue Fundstelle.
Abseits der Arbeit lernten wir Marokko auch von anderen Seiten kennen: So stellten wir fest, dass man nicht über rote Ampeln fahren darf und Billard nicht immer in verrauchten Gaststätten gespielt werden muss.
Nadia Balkowski & Manuel Broich