Halle an der Saale war mir schon von zahlreichen Besuchen in seinem wunderbaren Landesmuseum für Vorgeschichte bekannt. Doch welche Schätze sich noch in dieser Stadt verbergen, erschloss mir eine Museumsexkursion des Joanneum Graz. Diese führte durch die Sammlungen und Museen Halles und bot spannende Einblicke hinter die Kulissen. Hier einige Eindrücke daraus:
Erstes Highlight waren die Meckelschen Sammlungen des Instituts für Anatomie der Universität . Eine riesige Sammlung mit tierischen und menschlichen Präparaten, die auch heute noch zu Forschung und Lehre eingesetzt werden. Gegründet und ausgebaut wurde die Sammlung ab dem 18. Jahrhundert durch die Ärztefamilie Meckel. Skurril: nach seinem Tod 1803 wurde Philipp Meckel abgekocht und sein Skelett steht seitdem in der Sammlung.
Faszinierend auch die Sammlungen des Museums für Haustierkunde „Julius Kühn“ , die aus der ehemaligen universitären Haustierzucht hervorgegangen sind. Neben Skeletten und anderen Präparaten sind die 12.000 Fotoglasplatten und Großdias ein wertvolles Archiv. Einige berühmte Zuchttiere wurden nach ihrem Tod in die Sammlung gegeben, wie das irische Galopprennpferd und Stammvater der deutschen Vollblutzucht „Dark Ronald“.
Im für die Öffentlichkeit geschlossenen Geiseltalmuseum scheint die Zeit stehengeblieben. Hier lagert eine der bedeutendsten tertiären paläontologischen Sammlungen im Dornröschenschlaf. Seit über 70 Jahren ist das Museum in einer ehemaligen Kapelle der Neuen Residenz untergebracht. Die Geiseltalsammlung soll wie auch die Haustierkundliche Sammlung in das neue Zentralmagazin Naturwissenschaftlicher Sammlungen der Universität umziehen. Die Zoologische Sammlung mit ihren ungefähr zweieinhalb Millionen Präparaten, darunter mehreren tausend Typusexemplaren und fast einem Dutzend ausgestorbener Tierformen hat eine über 230jährige Geschichte. Ihr Leiter Frank Steinheimer entwickelte uns die Vision eines Naturkundlichen Universitätsmuseums. Es ist zu hoffen, dass dieses Museum realisiert wird. Denn was uns an Ideen und Konzepten präsentiert wurde, war innovativ und einzigartig. Gemeinsame Klammer zur Präsentation der Sammlungen soll das Thema Evolution sein.
Ein einzigartiger Ort sind die Franckeschen Stiftungen. 1698 als Sozial- und Bildungswerk des Pietisten August Hermann Francke gegründet, führen Sie den Gründungsgedanken bis heute fort. Über 40 Institutionen sind auf dem Gelände angesiedelt, vom Kindergarten bis zum Universitätsinstitut. Wir besichtigten die Wunderkammer mit ihrer universalen Weltsicht, nach der alle Bereiche des Lebens und alle Wissensgebiete in einem Zusammenhang betrachtet werden. Die Kunst- und Naturalienkammer wurde 1698 für den Realienunterricht an Franckes Schulen angelegt. Angeordnet ist der umfassende Wissenskosmos des Barock in originalen und reich verzierten Sammlungsschränken, die von 1736 bis 1741 vom Altenburger Kupferstecher Gottfried August Gründler eigens für diesen Raum geschaffen wurden.
Zurück in die Gegenwart holte uns das Stadtmuseum. Ein Ort, in dessen neuer Dauerausstellung Barrierefreiheit wichtiger ist als Faszination. Exponate, die nebeneinander stehen und keine Geschichten erzählen.
Ein schöner Abschluss war das Landesmuseum für Vorgeschichte. Es ist Institution der beispielhaften Bewahrung und Erforschung der reichen Archäologie Sachsen-Anhalts. Die Dauerausstellung ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie die Archäologie eines Landes vermittelt werden kann. Die Präsentation ist hoch ästhetisch und wertig, weckt Assoziationen und erzählt Geschichten.
Mit inspirierten Grüßen
Bärbel Auffermann