600.000 Jahre alter Matsch aus äthiopischen Bohrkernen (Chew Bahir See) verrät wie die Welt unserer Vorfahren aussah
Von Verena Foerster und Frank Schäbitz (Uni Köln)
Warum bringt so richtig alter Matsch Wissenschaftler aus aller Welt in helle Aufregung? Die
Antwort ist einfach: weil in diesen sogenannten Sedimentkernen aus Südäthiopien wertvolle
Informationen über den Lebensraum und die klimatische Veränderungen unserer Vorfahren
gespeichert sind! Man spricht auch von einem natürlichen Klimaarchiv. Und genau so ein
Klimaarchiv haben wir mit einem internationalen Team von Wissenschaftlern durch eine
Tiefbohrung in einen ausgetrockneten See im Afrikanischen Rift geborgen. Derzeit werden diese insgesamt 3 t Material (was etwa 500 m Bohrkern entspricht) in den den Laboren der beteiligten Universitäten in Deutschland, Äthiopien, Wales, USA aber auch bei uns an der Universität zu Köln untersucht.
Aus den feinen sedimentären Ablagerungen kann unser Forscherteam beispielsweise
entschlüsseln unter welchen Bedingungen unsere frühen Vorfahren sich entwickelten, also welche Zusammenhänge es möglicherweise zwischen Umweltveränderungen und Evolution und Migration gibt. Neben zahlreichen Fossilien und Mikrofossilien, die in den Schichten der
Sedimentablagerungen eingebettet sind, zeigen weitere solcher sogenannter Klimaproxys (z.B.
verschiedene Korngrössen, Minerale, Farbwechsel) sehr genau wie feucht oder wie trocken das
Klima in der Vergangenheit dort war.
Am Tag der Forschung am 25. November gibt es neben so einem Stück Klimageschichte in Form von einem Bohrkern auch Mikrofossilien und Minerale unter dem Mikroskop zu entdecken, Sedimentproben zu ertasten und echte Bohrwerkzeuge zu bestaunen! Wir erklären, wie sich aus diesem „richtig alten Matsch“ Klimageschichte lesen lässt.