Entstehung einer Sonderausstellung: Mumien

von Fiene Walker


Ich heiße Jannik-Andre Zur und habe vom 2.11.2021 bis zum 26.11.2021 ein Praktikum im Neanderthal Museum gemacht. Mein Master in Kunstgeschichte kommt einem zwar sehr fachfremd für ein archäologisches Museum vor, aber aus einem kuratorischen Standpunkt haben sie viele ähnliche Gesichtspunkte und ich durfte die Entstehung und den Aufbau der Sonderausstellung begleiten und möchte gerne meine Erfahrungen teilen.

Als ich das erste Mal in den Raum der Sonderausstellung kam und die vorherige Ausstellung “Ötzi. Tatort in den Alpen” sah, wurde mir bewusst, dass genau in diesem Raum in zwei Wochen echte Mumien stehen sollen. Ein großer Wandel, für den es zu diesem Zeitpunkt viel Vorstellungskraft benötigte. Die Arbeit ging sofort los. Alle Objekte der Wanderausstellung “Ötzi. Tatort in den Alpen” zu beschriften, ordentlich einzupacken und genauestens zu protokollieren.

Praktikant und Volontär packen Ötzi in eine große Kiste.
Die Rekonstruktion des Ötzi wird ordentlich verpackt.

Jede Kleinigkeit hat seinen Platz und auch die beliebte Rekonstruktion von Ötzi kam in eine große Kiste, denn auch Neanderthaler mögen ihre Ordnung und im Museum ist diese besonders wichtig! Sorgsamkeit ist dabei wichtig, denn wenn wir unsauber arbeiten, dann könnte das nächste Museum, welches die Ausstellung ausleiht, eine unvollständige Ausstellung vorfinden.

Erste Kisten mit Mumien stehen im Ausstellungsraum.
Die neuen Ausstellungsobjekte für “Mumien” stehen schon bereit!

Die gute Zusammenarbeit zwischen Haustechnik und den Kuratoren zeigte wie zügig so ein Abbau gehen kann und blitzschnell war der Ausstellungsraum leer. Das blieb aber nicht lange so! Die Pläne und Skizzen von Volontär Rick Springer wurden an eine Wand geheftet und es wurde nach dem Abbau direkt wieder aufgebaut. Es gab immer etwas zu tun. Einige Aufgaben konnte ich auch allein übernehmen, was eine sehr bereichernde Erfahrung war und ich fühlte mich im Museumsalltag eingebunden. Der Aufbau der Sonderausstellung war etwas Besonderes und es musste viel beachtet werden, denn der Umgang mit Mumien und sie in einer Ausstellung zu zeigen, ist nicht immer einfach. Die Luftfeuchtigkeit muss zu jedem Zeitpunkt gleichmäßig sein und die Tiere und Menschen müssen unter Vitrinen so gut es geht verschlossen sein, da der Geruch sonst schnell sehr unangenehm werden kann. Da die Mumien speziell behandelt werden müssen, durfte nur der Präparator aus den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim die Mumien bewegen, sodass ihre Sicherheit gewährleistet bleibt. Außerdem gilt es bei der Ausstellung toter Lebewesen einiges zu beachten, weshalb sich die Kuratoren vorher viele Gedanken dazu machen, wie welche Mumien in der Ausstellung gezeigt werden.

Zu sehen sind die Hände des Präperators, die vorsichtig eine kleine tierische Mumie auf einem schwarzen Untergrund plazieren.
Der Präperator plaziert die Mumie ganz vorsichtig.

Die Mumien lagen in ihren Vitrinen und die Banner mit den Ausstellungstexten hingen an der Wand – da fehlt nicht mehr viel, dachte ich mir. Falsch gedacht! Denn dann begann das Kleben der Objektschilder und das Ausleuchten der Vitrinen. Die Feinheiten auszuarbeiten, stellte sich dabei jedoch als schwieriger als gedacht heraus. Und so manche Spezialbeleuchtung ist doch gar nicht so leicht zu bedienen, sodass das Auswechseln einer Glühbirne zu einem langwierigen Unterfangen werden kann. Zum Glück sind die Kollegen aus der Haustechnik immer um die Ecke und helfen bei technischen Problemen aller Art.

Volontär Rick Spirnger steht auf einer Leiter und befestigt einen Textbanner an der Aufhängung an der Decke. Die Leiterin des Ausstellungsmanagements Melanie Wunsch hält den Banner in die Höhe.
Das Ausstellungsmanagement plaziert Textbanner in der Ausstellung

Am Freitag kurz vor der Eröffnung in die Ausstellung zu blicken, war ein sehr schönes Gefühl, denn dann sieht man, dass sich die aufwändige Arbeit gelohnt hat. Das war ein kurzer Einblick in den Aufbau der Sonderausstellung, hinter jeder Sonderausstellung stecken jedoch zusätzliche monatelange Arbeit, Planung und Organisation.

Die ganze Arbeit lohnt sich jedoch, wenn eine tolle neue Ausstellung zu sehen ist und damit den Besucherinnen und Besuchern ein tolles Erlebnis geboten werden kann. Im Begleitprogramm zur Sonderausstellung erleben junge und ältere Gäste die Sonderausstellung bei einer spannenden Taschenlampenführung in der Dunkelheit, einer exklusiven Kuratorenführung mit Blick hinter die Kulissen oder mit der ganzen Familie in einer eindrucksvollen Familienführung.

Ausstellungsplakat der Sonderausstellung mit einer Kollage verschiedener Mumien.

„Nach der Sonderausstellung ist vor der Sonderausstellung.“ meinte Volontär Rick Springer aus dem Ausstellungsmanagement zu Beginn des Praktikums zu mir. Während meiner Zeit im Museum habe ich erlebt, was er damit meint. Sobald die Sonderausstellung eröffnet wird, arbeitet das Ausstellungsmanagement im Hintergrund schon an den Vorbereitungen für die nächste Sonderausstellung. Ich bin schon gespannt, wie die anschließende Sonderausstellung “CATS. Eiszeitliche Jäger” wohl aussehen wird!

Autor: Praktikant Jannik-Andre Zur

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