Einblick in die Archäozoologie: Eiszeitliche Faunensammlung in der Steinzeitwerkstatt

von Louis Vosse

Am 28. und 29. September 2022 besuchte uns Dr. Nadine Nolde, Archäozoologin der Universität Köln, mit ihren Studierenden für das Blockseminar „Archäozoologie“, um Tierknochen anhand unserer eiszeitlichen Faunensammlung in der Sammlung der Steinzeitwerkstatt zu bestimmen.

Eine Studentin vermisst den Lendenwirbel eines Bisons (Foto: Sara Steffen)

Womit beschäftigt sich die Archäozoologie?

Die Archäozoologie bezeichnet ein interdisziplinäres Forschungsfeld der Archäologie, das Tierknochen aus archäologischer Sicht untersucht und bestimmt. Dabei werden die Tierknochen vermessen, analysiert und mit Hilfe von Fotos und Zeichnungen dokumentiert. Ziel der Tierknochenbestimmung ist es, die Beziehung zwischen Mensch und Tier zu verstehen sowie ihre Interaktionen nachzuvollziehen. Des Weiteren versucht man den Nutzen des Tieres zu bestimmen. Diente es als Nahrung oder spielten seine Wolle, seine Kraft oder die Milch eine größere Rolle? Haustiere wurden zum Beispiel oft als Zug- und Arbeitstiere eingesetzt. Oder wurden die Knochen möglicherweise zu Werkzeugen oder zu Schmuck, Kunstobjekten und Musikinstrumenten weiterverarbeitet? Wurde das Tier gejagt oder wurde es als Teil einer kulturellen Handlung geopfert? Die meisten Tierknochen können nicht auf alle diese Aspekte untersucht werden, da sie größtenteils nur fragmentarisch erhalten sind. Jedoch können eben solche Untersuchungen helfen, die Beziehung und Interaktion zwischen Mensch und Tier nachzuvollziehen.

Studentinnen der Universität Köln bei der Arbeit in unserer Steinzeitwerkstatt (Foto: Sara Steffen)

Die eiszeitliche Faunensammlung in der Steinzeitwerkstatt

Zu der eiszeitlichen Fauna gehören Tiere, die sich an die klimatischen Verhältnisse der Kaltzeit angepasst haben. Mammuts, Wollnashörner, Rentiere, Polarfüchse, Lemminge, Schneehasen und Moschusochsen könnte man als die „klassischen“ Eiszeittiere bezeichnen. Tiere wie Rothirsche, Wildpferde, Riesenhirsche, Höhlenbären, -löwen und -hyänen kamen sowohl in der Warm- als auch in der Eiszeit vor.

Scapula (Schulterblatt) eines Mammuts aus der eiszeitlichen Faunensammlung (Foto: Sara Steffen)

Die eiszeitliche Faunensammlung in der Steinzweitwerkstatt des Neanderthal Museums umfasst Knochenreste von Mammuts, Waldelefanten, Wollnashörnern, Wildschweinen, Rentieren, Höhlenbären, Wisenten, Auerochsen, Hirschen und Wildpferden. Sie werden zurzeit in der Sammlung der Steinzeitwerkstatt gelagert. Neben Zähnen, Stoßzähnen, Hörnern und Geweihen sind unter anderem Fragmente von Arm- und Beinknochen, Wirbel, Fuß- und Handknochen sowie Knochenfragmente vom Schädel vorhanden.

Der Lendenwirbel wird gewogen (Foto: Sara Steffen)

Das Blockseminar „Archäozoologie“

Das Seminar von Dr. Nadine Nolde behandelte die Grundlagen der Tierbestimmung. Schwerpunkt bildete das Vermessen, das Wiegen und das Fotografieren der Knochen sowie die Vermerkung von Auffälligkeiten wie Schnitt- oder Hackspuren. Knochen, die noch nicht in der Inventarliste der eiszeitlichen Faunensammlung aufgenommen waren, wurden von den Studierenden unter Anleitung von Nadine Nolde weiter untersucht. Hierbei wurden der Knochen und das dazugehörige Tier bestimmt. Das Seminar diente den Studierenden zur Übung des Umgangs mit und der Bestimmung von Tierknochen von eiszeitlichen Großsäugern. Gleichzeitig konnte mit ihrer Hilfe die eiszeitliche Faunensammlung des Museums weiter bestimmt und inventarisiert werden.

Links der Mittelfußknochen eines Höhlenbären, rechts das Schienbein eines Mammuts

Bei großen Knochen stellte sich immer wieder die Frage, ob es sich hierbei um ein Mammut oder einen Waldelefanten handelt. Je nach Knochen gibt es nur kleine Merkmale, die sich bei diesen im Knochenaufbau sonst sehr ähnlichen Tieren, unterscheiden. Ein besonderer Fund in der Sammlung ist ein aus zwei Teilen bestehender fast vollständiger Unterkiefer, der unter anderem aufgrund seiner Zähne dem Mammut zugeordnet werden konnte.

Autorin: Sara Steffen (Praktikantin Neanderthal Museum)

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