Blogbeitrag zum Aufbau der neuen Sonderausstellung EIS ZEIT REISE GRÖNLAND von Sophie Rohn (Praktikantin)
Ein Tag Abbau, zwei Wochen Aufbau – so gestaltete sich die Umbildung der Sonderausstellungsfläche von den Honigbienen des Waldes hin zu einem atmosphärischen, von Kälte und Eis inspirierten Ausstellungsdesign in Anlehnung an ein Grönland im Wandel der Zeiten. Neben der Betrachtung wertvoller Exponate und archäologischer Objekte erhalten die Besucherinnen und Besuchern in Form von Bild, Text und Ton einen Einblick in die Geschichte und Kultur(en) Grönlands und haben die Möglichkeit, mehr über unter anderem unterschiedliche Besiedlungsphasen und materielle Innovationen zu lernen. Die Graphic Novel „Qanga“ von Konrad Nuka Godtfredsen liegt dieser Sonderausstellung zugrunde. Interaktive Stationen greifen Inhalte der Comics auf und bieten mitunter die Möglichkeit, selbst einmal Comics zu zeichnen.
Der Aushang zum zeitlichen Ablauf des Aufbaus und zu den einzelnen Arbeitsschritten war eines der essenziellen Elemente während des Um- bzw. Aufbaus. Im Zeitraum zwischen der Planung und dem Ergebnis lag eine immense Handlungsspanne, die das Mitwirken der unterschiedlichsten Akteure, sei es wissenschaftlich, technisch oder handwerklich, erfordert hat. Und da galt: „communication is key“ – Kommunikation ist der Schlüssel. Andernfalls hätte ein solches Projekt nicht verwirklicht werden können. Denn selten läuft etwas vollkommen reibungslos – allgemein bekannt. Es folgen einige Momentaufnahmen aus dieser spannenden Zeit.
Ein schwebendes Kajak stellt den Mittelpunkt der Ausstellung dar. Die ausgewählten Lichtinstallationen imitieren dabei auf schöne Weise die Wasseroberfläche, sodass die Einzigartigkeit und Symbolhaftigkeit des Kajaks in Bezug auf Mobilität herausgestellt wird. Darüber hinaus wurde mithilfe einer Schlüsselbund-Befestigung eine kreative Lösung gefunden, um die Bücher der Graphic Novel-Reihe „Qanga“, auf denen diese Ausstellung basiert, benutzerfreundlich auszulegen und entsprechend zu sichern. Die Befestigung eines Moschusochsenkopfes erforderte Kraft, Geduld und Feingefühl. Er wurde von drei Personen an einem der speziell für die EIS ZEIT REISE angefertigten hölzernen Raumteiler, dessen Konstruktion vermutlich nicht auf das Gewicht des Kopfes ausgelegt war, befestigt und gesichert. Die ersten Anläufe mündeten in einem etwas traurig aussehenden Ochsen, der den Kopf hängen ließ. Einige Manöver später und mit abschließender Feinjustierung fand er seinen finalen Platz und hat von dort aus seitdem einen guten Überblick über die Ausstellung.
Zu den Materialien, die den Besucherinnen und Besuchern zu Anschauungszwecken dienen, zählen unter anderem tierische Harnblasen. Sofern sie wasserdicht waren, wurden sie zum Transport von Flüssigkeiten genutzt. Diese und andere (nicht-)tierische Elemente wurden bei der Herstellung alltäglicher Gebrauchsgegenstände in Grönland verwendet. Die ausgestellten Harnblasen mussten frühzeitig organisiert werden, um eine gewisse Zeit auslüften zu können. Andernfalls wäre der Ausstellungsraum von einem eher unangenehmen Duft erfüllt worden.
Der Moment, in dem die Baustelle der vollendeten Ausstellung wich, war spannend mitzuerleben. Die zwei Wochen Aufbau beinhalteten viel Struktur und Organisation, temporäre Planlosigkeit, Geduld, Kaffee, Kuchen und andere köstliche Backwerke, Aufgeschlossenheit und ein meist sehr harmonisches und respektvolles Miteinander.
Für mich persönlich war es sehr interessant und aufschlussreich, hinter die Kulissen einer solchen Ausstellung blicken und aktiv mitarbeiten zu können. Das vielseitige Zusammenspiel unterschiedlicher Arbeitsbereiche mündete in einer, meiner Auffassung nach, ansprechenden, sehr schön gestalteten und atmosphärischen Ausstellung. Sie lädt alle Besucherinnen und Besucher ein, sich Zeit zu nehmen, um in unterschiedliche zeitliche Dimensionen grönländischer Vergangenheit einzutauchen, den Geschichten zu lauschen und Zeugnisse materieller Kultur dieses Landes zu bestaunen.
Autorin: Sophie Rohn (Praktikantin Neanderthal Museum)