Seit Freitagabend ist unser Team des SFB 806 aus Asturien zurück. Martin Kehl, Isabell Schmidt und ich haben Profile in der Fundstelle La Güelga bei Cangas de Onís beprobt. Die Ausgrabungen in La Güelga werden von Mario Menéndez Fernández geleitet, Professor an der UNED in Madrid. In La Güelga folgen über mehreren Besiedlungsschichten des Mittelpaläolithikums Spuren einer Besiedlung des Aurignacien (anatomisch moderner Mensch) und darüber mögliche Besiedlungsspuren des Châtelperronien (Neanderthaler). Würde diese stratigraphische Abfolge zutreffen, dann wäre La Güelga die erste Fundstelle, an der zunächst Neanderthaler siedelten, danach moderne Menschen und danach wieder Neanderthaler.
Leider ist die stratigraphische Situation an der Fundstelle kompliziert. Tierbauten und fließendes Wasser haben die Fundschichten teilweise zerstört und umgelagert. Durch die mikromorphologische Untersuchung der Profile wollen wir klären, ob tatsächlich intakte Fundschichten vorliegen. Dazu hat Martin Kehl, unser Spezialist für Sedimentologie von der Universität Köln, Sedimentblöcke eingegipst um daraus Dünnschliffe herzustellen, die detaillierte Informationen zur Entstehungsgeschichte der Sedimente liefern. Erste Ergebnisse werden im nächsten Jahr vorliegen.
Da wir in der Gegend waren, haben wir dem Ausgrabungsteam in El Sidrón einen Besuch abgestattet und die beiden Bilderhöhlen Tito Bustillo und El Buxu besichtigt. El Buxu wurde auch von Mario Menéndez ausgegraben. Das Team in El Sidrón wird wohl im nächsten Jahr alle Funde in der Höhle geborgen haben. Inzwischen liegen Reste von 12 Neanderthalern vor, die wahrscheinlich durch den Einsturz einer Karstdoline in die Höhle geschwemmt wurden. Die Gegend in Asturien bietet auf kleinstem Raum überaus spannende archäologische Fundplätze, die teilweise auch von Touristen besucht werden können. Über einige Bilderhöhle kann man sich im Internet durch einen virtuellen Rundgang (visitas virtuales) informieren.
Wer für die Herbstferien noch kein Ziel hat, sollte sich diese Region in Nordspanien näher anschauen.
Mit besten Grüßen
Gerd-Christian Weniger, Martin Kehl und Isabell Schmidt