Die Zeit nach der Rückkehr verging wie im Flug. Zunächst galt die Konzentration den Arbeiten, die während der Namibia-Reise liegen geblieben sind.
Der letzte Blog-Beitrag stammt aus Ombili, dem siebten Spielort unserer Rundreise. Nördlich von Tsumeb, einige Kilometer östlich des Etosha-Nationalparks, lebt auf dem Gelände einer ehemaligen Farm eine große Gruppe der San. Bei unserer Abendvorstellung ging es hoch her. Ein ständiges Kommen und Gehen von Kindern unterschiedlichen Alters machte den Abend auf diese Weise zu einem unvergesslichen Erlebnis. Die weiteren Spielorte Tsodilo, Rundu und Omega hatten es auf andere Art und Weise in sich.
In Tsodilo (Botswana), einem der bedeutendsten Zentren prähistorischer Felsbilder Afrikas, leben Gruppen der Hambukushu und San, die um die Deutungsmacht der Felsbilder einerseits, und um die wirtschaftlichen Vorteile andererseits konkurrieren. Es war ein Drahtseilakt, sich nicht im Netz der Eifersüchteleien zwischen den Gruppen zu verstricken.
Rundu, an der Grenze nach Angola, ist nicht nur die zweitgrößte Stadt Namibias, sondern auch ein bedeutendes wirtschaftliches Zentrum. Hier haben wir den Film vor mehr als 200 Schülern bei TUCSIN (The University Centre for Studies in Namibia) gezeigt. TUCSIN bietet namibischen Schulabgängern die Möglichkeit, Aufbaukurse zu machen. Wir hoffen, dass die große Anzahl an Schülern bei unserer Vorführung durch die Attraktivität des Films begründet war und nicht durch die freien Kaltgetränke nach Ende der Vorstellung.
Unsere letzte Station lag im Caprivi-Zipfel im Nordosten Namibias. Hier befindet sich der Bwabwata-Nationalpark in dessen Umfeld einige Gruppen der Khwe-San leben. Zu unserer großen Freude sind wir dort auf Fährtenleser gestoßen, die uns ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten gezeigt haben. Das Interesse an dem Film und unserem Forschungsprojekt war sehr groß. Vielleicht ist es möglich, dass von dieser Gemeinschaft Fährtenleser an unseren zukünftigen Aktivitäten teilnehmen. Ganz nebenbei haben wir dort in kurzer Zeit und auf engem Raum eine große Anzahl von Tieren beobachten können: Elefanten, Kaffernbüffel, Krokodile, Flusspferde und verschiedene Antilopen. Danach ging es mit einem Abstecher auf den Brandberg und über Swakopmund zurück nach Windhoek, wo wir eine letzte Vorstellung bei TUCSIN hatten.
Fazit: 6500 km Piste in drei Wochen, zwölf Vorführungen an zwölf verschiedenen Spielorten und 30 bis 200 Gäste pro Abend. Ein Highlight dieser Reise war der intensive Austausch über das Fährtenlesen und andere Themen zwischen den Fährtenlesern aus Tsumkwe (den Mitarbeitern des Tracking in Caves-Projekts) und den Mitgliedern der unterschiedlichen San Gemeinschaften. Eine traurige Erkenntnis aus diesen Gesprächen ist, dass den San im ganzen Land – außer in Tsumkwe – durch ein umfassendes Jagdverbot zum einen eine wichtige Nahrungsquelle verschlossen wird. Zum anderen macht es die Weitergabe des reichen Wissens der Vorfahren überflüssig, ohne dass neues Wissen an dessen Stelle träte. So werden die San zu Unwissenden gemacht, was sie nie waren.
Darüber hinaus war ein zentrales Ergebnis der Reise mittels Workshops und Interviews die Annäherung an die Methodik des Fährtenlesens.
Wir freuen uns auf weitere Fortschritte in diesem spannenden Projekt.
Mit den besten Grüßen, Andreas Pastoors und Tilman Lenssen-Erz