Praktikum im Neanderthal Museum

von Fiene Walker

Ein Blick hinter die Kulissen

Ich heiße Danara Schürmann und habe vom 16.08.2021 bis zum 22.09.2021 ein Praktikum im Neanderthal Museum gemacht. Eigentlich komme ich aus dem Bereich Germanistik und habe mich erst im Master dazu entschlossen zusätzlich Geschichte zu studieren, weswegen die Archäologie für mich eher ein fachfremdes Gebiet darstellt. Aber da ich mich für die Museumspädagogik und Wissensvermittlung interessiere, erschien mir das Neanderthal Museum als guter, erster Einstieg, was sich auch bestätigt hat.
Meine Anfangsnervosität, die bei einer neuen Umgebung wohl üblich ist, wurde mir bald genommen, denn alle Mitarbeiter des Museums sind sehr nett und man findet sich schnell ein. Rick, der mich hauptsächlich betreut hat, war immer sehr freundlich. Ihn hat auch nicht irritiert, dass ich mich bei wirklich einfachen Dingen wie Fahrrad fahren ziemlich ungeschickt angestellt habe (Man verlernt das zwar nie, aber das heißt nicht, dass man nicht doof dabei aussehen kann).

Selfie von Praktikantin Danara mit Neanderthalerrekonstruktion Mr.N im Spiegeltunnel.
Selfie im Spiegeltunnel mit Mr.N

Im Verlauf der Wochen habe ich Einblicke in verschiedene Bereiche des Museumswesens erhalten.
Ich durfte bei Führungen sowohl für Erwachsene als auch für Schulklassen hospitieren, die aufgrund der verschiedenen Besucher jedes Mal anders ablaufen. Dabei habe ich vieles über die Menschheitsgeschichte erfahren, aber auch die Konzepte hinter den Führungen und der Ausstellung kennengelernt. Die Online-Führung beispielsweise war sehr ungewohnt, da nur der Führungsleiter und der Kameramann/die Kamerafrau, durch das Museum laufen. Trotzdem schaut eine ganze Schulklasse zu. Natürlich ist etwas anders selbst vor Ort zu sein, aber eine Führung online eröffnet ganz neue Möglichkeiten. Allein die Tatsache, dass man jegliche räumliche Distanz überwinden kann, finde ich sehr praktisch, zumal auch in dieser Form ein Austausch möglich ist und Fragen gestellt werden können.
Das Neanderthal Museum hat auch eine Vielzahl von Workshops zu bieten, bei denen ich sowohl bei der Vorbereitung beteiligt war als auch selbst teilgenommen habe. Wer weiß, ob mir mein Wissen, wie man ein Steinzeitamulett bastelt, nochmal nützlich wird.

Dann gibt es noch die Instandhaltung der Ausstellung. Die Aufgaben hier variieren stark. Neben ganzen Umbauten einzelner Ausstellungsteile, gibt es natürlich auch noch kleinere Arbeiten. Manchmal müssen Exponate kleinschrittig wiederhergerichtet und Listen aktualisiert werden. Überraschend oft knibbelt man auch irgendwo Kleber ab, wie beispielsweise von Schildern, die erneuert werden müssen. Es fallen eine Menge Dinge bei der Instandhaltung eines Museums an, die man so gar nicht auf dem Schirm hat. Aber es hat seinen Reiz einmal hinter die Absperrung zu dürfen, selbst wenn man nur die Vitrine abwischt (Staub ist ein beharrlicher Feind der Museen). Außerdem ist simplere Arbeit zwischendurch ganz angenehm, denn wenn ich eines gelernt habe, dann dass es im Museum immer etwas zu tun gibt.
Besonders bei den Reparaturen, die so anstehen, lernt man schnell, wie kompliziert oder eben einfach etwas ist. Aus Erfahrung kann ich jetzt sagen, es ist immer genau andersherum als man denkt. Was eher schwierig aussieht, lässt sich verhältnismäßig leicht lösen und Dinge, die man ‚kurz erledigen‘ will, ziehen sich manchmal über Stunden.

Das abgenommene Vitrinenglas liegt auf Malerflies geschützt auf dem Fußboden.
Abgenommenes Vitrinenglas bei Umbauarbeiten

Wenn man sich länger als einen Besuch mit dem Konzept der Ausstellung beschäftigt, wird auch deutlich, wie viele Überlegungen dahinterstecken. Mir ist beispielsweise erst nach der Hälfte der Zeit aufgefallen, dass die Klimakarte zum Anfassen in den kälteren Gebieten tatsächlich auch kalt ist, wenn man sie berührt. Vermutlich gibt es auch immer noch Details, die ich nicht entdeckt habe.

Die taktile Klimakarte zeigt die Eisdecke in Europa vor 20.000 Jahren.
Klimakarte zum Anfassen mit Temperaturunterschied

Neben den eher verwaltungstechnischen Aufgaben habe ich auch im Besucherservice ausgeholfen, besonders in den letzten beiden Wochen. Irgendetwas steht immer an sei es bei den Besuchern oder in der Ausstellung. Besonders die Sanduhr im Eingangsbereich will nicht immer, wie sie soll, da muss man manchmal nachhelfen, wenn ‚die Zeit stehen bleibt‘. Auch spannend war dabei zu sehen, wie unterschiedlich die Eindrücke der Besucher sind.

Die große Sanduhr vor dem Stammbusch ist beleuchtet und der Sand rieselt.
Sanduhr am Beginn der Dauerausstellung

Ansonsten habe ich auch einiges aus der Recherchearbeit mitgenommen. Darunter die Fundorte der verschiedenen Menschenarten, aber auch ethische Fragen zur Ausstellung menschlicher Überreste.
Alles in allem war es ein sehr abwechslungsreiches Praktikum, das mir sehr viel Spaß gemacht hat. Einmal konnte ich sogar zuschauen als ein Fernsehteam vom ZDF im Museum gedreht hat.

Computerbildschirm am Praktikantenarbeitsplatz zeigt Afrikakarte mit Fundorten der Humanfossilien.
Recherchearbeit am PC in der Mediathek


An Montagen und vor Öffnungszeit ist es außerdem eine coole Erfahrung das Museum ganz für sich alleine zu haben. Das und diesen allgemeinen Blick hinter die Kulissen werde ich vermissen.

Schöne Grüße aus dem Museum
Danara

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