ERASMUS+ in Spanien: Berühmte Fundorte und spektakuläre Ausstellungskonzepte

von Louis Vosse

Vom Neandertal in die Sierra de Atapuerca

Als uns über das Erasmus+ Projekt ermöglicht wurde als freie Mitarbeitende einen Austauschaufenthalt durchzuführen, war für mich klar, dass ich zu einem der berühmtesten urgeschichtlichen Fundorte Europas wollte: Atapuerca. Dieser Fundkomplex, den ich immer schon als Grabungsmitarbeiterin kennenlernen wollte (und hoffentlich noch werde), wird heute von verschiedenen Einrichtungen in der kastilischen Stadt Burgos thematisiert. Eine davon ist das Museo de la Evolución Humana (MEH) im Zentrum der Stadt, in dem ich ein zweiwöchiges Jobshadowing in der didaktischen Abteilung machen durfte. Das Museum behandelt auf vier Etagen die menschliche Evolution, ausgehend von den Funden von Homininen in Atapuerca. Es gibt viele Ähnlichkeiten mit, aber auch Unterschiede zu unserem Neanderthal Museum. Ein gutes Beispiel sind hier die schönen Rekonstruktionen verschiedener menschlicher Arten, die bei uns in einem Stammbusch angeordnet sind und im MEH einen Kreis bilden.

Wie das Neanderthal Museum zeigt auch das MEH Rekonstruktionen der Künstlerin Élisabeth Daynès.

Der Fundkomplex Atapuerca an sich ist leider seit 2020 nicht mehr mit der Buslinie von Burgos aus zu erreichen, sodass ich ohne PKW keine Möglichkeit hatte, mir diese privat anzuschauen. Als meine Kolleginnen und Kollegen dies jedoch vorab erfuhren, wurde mein erster Tag in einen Teamausflug umgewandelt und wir bekamen eine private Führung von den Ausgrabungsleitenden über die Fundstellen. So fühlte ich mich von Anfang an willkommen und die Kolleginnen und Kollegen trugen maßgeblich dazu bei, dass mein Aufenthalt in ihrem Museum zu einer unvergesslichen Erfahrung wurde. Ich wurde in die Arbeitsabläufe einbezogen, etwa dem Vorbereiten von Material für die Workshops, und durfte an verschiedenen Aktivitäten teilnehmen, wie den regelmäßigen öffentlichen Kurzführungen, aber auch privaten Führungen und Workshops für Kinder und Familien. Dadurch bekam ich einen guten Einblick, wie andere Museen das Thema Urgeschichte vermitteln und insbesondere das Interesse für Evolution in jungen Gästen wecken.

Diese Art des Auslandsaufenthaltes war für mich total neu und nun kann ich dies nur noch weiterempfehlen. Sowohl fachlich als auch sprachlich und kulturell war es für mich ein voller Erfolg und ich bedanke mich beim MEH für das Ermöglichen dieses tollen Austausches!

Desiree Hammerschimdt (Freie Mitarbeiterin Bildung & Vermittlung)

Mit ERASMUS+  Spanisch an der  Espanolé-Schule in Valencia lernen

Mein Wunsch war schon immer nochmal eine neue Sprach zu erlernen. Diese Möglichkeit wurde mir durch das ERASMUS+ Programm in Zusammenarbeit mit meinem Arbeitgeber, dem Neanderthal Museum ermöglicht. Am 16.07.2023 ging es los. Ein Tag bevor es „Ernst“ wurde. Da ich nicht wusste wie sehr mich der Spanischunterricht in Anspruch nehmen würde, habe ich mir direkt nach Ankunft den Strand von Valencia angeschaut. Der Strand ist schon sehr schön, breit und es gibt eine schöne Strandpromenade mit kleinen Geschäften und leckeren Restaurants.

Dann habe ich meine Unterkunft bezogen. Ich habe mir ein Appartement in der Nähe der Schule ausgesucht. Montagmorgen war es endlich soweit, mein erster Schultag!!! Die schöne neu renovierte Sprachschule liegt in der wunderschönen Altstadt von Valencia. Die Altstadt ist eine der größten historischen Innenstädte Spaniens. Das Gebäude steht übrigens an einer Stelle, an der im 11. Jahrhundert einen von den Arabern errichtete Stadtmauer verlief. Teile davon sind in die Schule integriert.

Nach der Einführung mit allen neuen Schülern wurden wir in Klassen eingewiesen. Ich war in einer kompletten Anfänger-Klasse mit 10 anderen Anfängern. Alle waren sehr aufgeregt und die ersten Stunden konnten beginnen. Wir waren eine sehr gemischte Gruppe aus verschiedenen Nationen, neben Deutschland gab es auch Teilnehmer aus Kanada, Korea, Russland, Schweiz und Ungarn. Das war total spannend. Abends hatten wir alle zusammen eine Stadtführung. Diese war komplett auf Spanisch, daher verstand ich als Anfänger natürlich nicht so viel, aber ich habe tolle Fotos machen können.

Valencia ist die drittgrößte Stadt Spaniens. Sie wurde auf römischen Ruinen errichtet. Man kann sich im Römischen Museum umsehen oder in einem der mehr als 40 Museen. Die Stadt der Wissenschaft haben wir nur von weitem gesehen, aber auch diese sah beeindruckend aus, die geschwungenen Bögen, Brücken, und riesige Kuppeln.

Leider fehlte mir die Zeit das alles zu erkunden. Am Dienstag wurde es dann ernst, der einstündige Grammatikkurs fing um 8:00 Uhr an danach der normale Spanischunterricht, also hieß es um 7:00 Uhr aufstehen und los ging es. Immer mit dabei war unser Museumsmaskottchen Tinka, sie hat mich tatkräftig unterstützt 😉

Am Freitag wurden in der Unterrichtspause die Zertifikate überreicht (Grammatik und Anfängerkurs):

Alle waren mächtig stolz, ob Anfänger oder Fortgeschrittene, für viele ging es aber auch weiter, sie hatten 2 oder mehrere Wochen gebucht. Samstagmorgen ging es dann wieder heimwärts. Es war eine aufregende Zeit, so als Anfänger, ohne Vorkenntnisse,  spanisch zu lernen war schon eine Herausforderung, da der Unterricht komplett auf Spanisch war und auch die Hausaufgaben nur auf Spanisch waren. Trotzdem habe ich viel gelernt und werde auch in Zukunft hier in Deutschland weiter daran arbeiten.

Petra Schiller (Buchhaltung)

Ein Designbüro mitten in Barcelona, das beeindruckende Ausstellungen in der ganzen Welt realisiert!

     Tinka steht vor der Tür der Ausstellung Fabrik Indissoluble.

Auf der Suche nach inspirierenden Orten während meiner Erasmus-Mobilität entschied ich mich, nicht nur ein Museum, sondern auch ein Designbüro zu besuchen, das die Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kreativität in Ausstellungen gestaltet. Mit Erfahrung im Ausstellungsmanagement und Kuration interessierte mich besonders der Entstehungsprozess von Ausstellungen und die Welt des Designs. Indissoluble, ein beeindruckendes Designbüro und Ausstellungsspezialist, überraschte mich mit ihrer Vielseitigkeit und ihren Erfolgen.

Im sonnigen Poblenou-Viertel in Barcelona, einem kreativen Hotspot, traf ich auf dieses bemerkenswerte Team, um von ihnen über kreative Ideenfindung und Ausstellungsdesign zu lernen.

Ein herzliches Team in einem offen gestalteten Büro, betont durch transparente Wände, lebte das Motto der transparenten Kommunikation und Arbeit. Bestehend aus 9 Architektinnen und Architekten, einer Kunsthistorikerin, einer Marketingexpertin, einem Verwaltungsangestellten, 10 Handwerkern und externen Mitarbeitenden für die Grafikarbeiten. Architekten entwarfen im ersten Stock, Handwerker erstellten Prototypen im Erdgeschoss, und die Ausstellung wurde von Kuratorinnen und Koraktoren sowie Forschenden vor Ort besucht und angepasst, ermöglicht durch eine effektive Teamarbeit.

Offene Arbeitsräume in Indissoluble.

Der Zugang zu allen entworfenen Projekten ermöglichte mir nicht nur die Verfolgung der Denk- und Gestaltungsentwicklung, sondern auch direkte Gespräche mit den Mitarbeitern. Besonders nützlich war die Zusammenarbeit mit Naturkundemuseen, da ich nun die Perspektive der Designer einnehmen konnte, nicht nur die des Museums als Auftraggeber. In den Interviews mit den Mitarbeitenden tauschten wir ausführlich darüber aus, wie wissenschaftliche Ideen visuell umgesetzt werden können. Diese Einblicke sind wertvoll für meine künftigen Ausstellungen.

Werkstatt Indissoluble.

In der neu gestalteten Ausstellung über Pflanzengenetik im Plant Genetic Resource Center in Abu Dhabi hatte ich die Gelegenheit, mit den Forschenden und Designerinnen und Designern vor Ort über die wissenschaftlichen Aspekte, ihre Visionen und das beeindruckende Design zu sprechen. Es war faszinierend zu sehen, wie die Architekten von Indissoluble Natur und Geschichte in ein futuristisches Design integrierten, darunter interaktive Blumen in Menschengröße, die Benutzer erkennen und persönliche Informationen anzeigen können.

Sie entwarfen auch Mikroskop-Bildschirme, die beim „Heranzoomen“ zusätzliche Informationen zu den Pflanzen im Fokus anzeigen. Interessant waren zudem Tafeln mit Pflanzenzeichnungen im Stil alter Buchseiten, kombiniert mit getrockneten Pflanzen. Diese konnten elektronisch gelesen werden, um detaillierte Informationen anzuzeigen. Die futuristischen und dennoch vertrauten Designs begeisterten nicht nur die Kunden, sondern sprachen auch ein breites Publikum an. Meine detaillierte Begutachtung jeder Station für Feedback war einer der besten Aspekte meines Job Shadowing-Programms.

Indissoluble gestaltete die Dauerausstellung im Wissenschaftsmuseum Cosmo Caixa in Barcelona, wobei futuristische Designs mit Bezug zur Gegenwart präsentiert wurden. Besonders beeindruckend war der hirnförmige Raum, der das Nervensystem und verschiedene Gehirntypen darstellte. Mit an- und ausschaltbaren Lampen symbolisierten sie Neuronen und den Informationsfluss. In einer anderen Ausstellung wurde dieser Raum mit Virtual-Reality-Brillen kombiniert, was ein fesselndes und aufregendes Erlebnis für die Besuchenden schuf.

Der Gehirnraum.

Ein beeindruckendes Highlight war das riesige Teleskop als Leinwand, das die Geschichten der Planeten erzählt. Die Verwendung von großen Maßstäben, wie Organen oder Werkzeugen, macht die Wissenschaft zugänglich und fesselnd für alle Lernenden.

Das Riesenteleskop.

Ein Hauptthema der Ausstellung war Archäologie und menschliche Evolution. Indissoluble schuf realistische Wohnumgebungen mit innovativem Design, wobei ihre einzigartige Handschrift in jedem Entwurf deutlich erkennbar und homogen war.

Das Wichtigste, was mir Erasmus gebracht hat, war, als Museumsmitarbeiterin den direkten Kontakt mit den Menschen zu haben, die unsere Ausstellungen gestalten, und zu lernen, wie eine Idee in 3D präsentiert werden kann. Mir wurde klar, dass es uns als Forschenden und Kuratorinnen und Kuratoren manchmal schwer fällt, über Design nachzudenken. Ebenso haben die Leute aus der Designabteilung des Unternehmens Schwierigkeiten, uns zu verstehen. Aus diesem Grund war es für mich eine großartige Gelegenheit, die andere Seite der Gleichung zu sehen und jedes Projekt in jeder wissenschaftlichen und kreativen Hinsicht diskutieren zu können.  

Eine weitere erwähnenswerte Sache im Zusammenhang mit Erasmus war natürlich Barcelona. Es ist eine großartige Stadt, in der es nie an Unterhaltung, Essen, Kultur und Vielfalt mangelt. Deshalb bin ich sehr glücklich, die Gelegenheit gehabt zu haben, Barcelona in vollen Zügen zu erleben und mich gleichzeitig im Ausstellungsdesign und im kreativen Denken zu verbessern. Ich freue mich auf die nächsten Mobilitäten und Chancen!

Ecem Uludag (Wissenschaftliche Volontärin Ausstellungsplanung)

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