Neanderthaler-Wissenschaft: Unsere Forscherin auf Konferenz in Spanien (English version below)

von Louis Vosse

Ich bin Dr. Elham Ghasidian, Wissenschaftlerin am Neanderthal Museum in Mettmann. Ich erforsche in meinem Projekt mit Förderung von der DFG die Neanderthaler im Norden des Irans.

Diesen Mai war ich auf einer internationalen Konferenz in Toledo in Spanien, wo ich mich mit vielen Kolleginnen und Kollegen über unsere Forschung ausgetauscht habe. Diese Konferenz wurde im Rahmen der ERC-Förderung für das Forschungsprojekt „TransCause“ von der Universität von Castila la Mancha in Toledo organisiert. 

Die Konferenz hatte zwei Ziele: Zum einen sollten die Forschenden von „TransCause“ mit den führenden Fachpersonen in angrenzenden Bereichen zusammengebracht werden. Dabei stellen wir alle unsere Forschung vor und tauschen Ideen aus. Außerdem haben wir viele fruchtbare Diskussionen über angrenzende Themen geführt, die den Stand unseres Wissens bereicherten. Darüber hinaus haben wir gemeinsam neue Perspektiven für künftige Kooperationen und Zusammenarbeiten gefunden.

Titel der Konferenz: Untersuchung der Populationsdynamik vor dem Hintergrund paläoökologischer Schwankungen im Südkaukasus (19.-25. Mai 2024)

Auf dieser Konferenz wurden 18 Vorträge von Forschenden aus verschiedenen Instituten und Universitäten aus der ganzen Welt präsentiert, darunter auch mein Vortrag aus dem Neanderthal Museum. Die Präsentationen konzentrierten sich hauptsächlich auf paläolitische Umweltfaktoren und die paläolithische Archäologie des armenischen Hochlands. 

In meinem Vortrag auf dieser Konferenz ging es um mein Forschungsprojekt im nördlichen Persischen Plateau, das sich mit dem anfänglichen Jungpaläolithikum in dieser Region und seinen möglichen Verbindungen zu den benachbarten Regionen, einschließlich Osteuropa, der Levante, Zentralasien und weiter östlich zum sibirischen Altai, befasst. 

Meine neuen Funde aus dem Persischen Plateau rücken diese Region in den Mittelpunkt unserer menschlichen Migration: mittlerweile kann das persische Plateau geradezu als „Drehscheibe“ für unsere Ausbreitung in ganz Eurasien angesehen werden! Diese Theorie steht im Einklang mit der gängigen Hypothesen, das der anatomisch moderne Mensch zwischen etwa 70-60 und 45 ka aus Afrika auswanderte und sich in Eurasien niederließ.

Dr. Elham Ghasidian bei Ihrem Vortrag auf der Konferenz.

Alle Teilnehmende hatten die Möglichkeit, eine eintägige Exkursion nach Nordspanien zu der legendären Stätte von Atapuerca in der Nähe der modernen Stadt Burgos zu unternehmen. Diese Fundstelle ist berühmt für die frühesten Nachweise einer menschlicher Besiedlung in Westeuropa. In Gran Dolina in Atapuerca wurden außerdem menschliche Knochenfragmente gefunden, die auf das beeindruckende Alter von ca. 800.000 Jahren datiert wurden. Und: hier wurden auch die ältesten Beweise für möglichen Kannibalismus bei Homininen entdeckt!

Am letzten Tag unserer Konferenz bildeten die Teilnehmenden verschiedene Forschungsgruppen, um die Ergebnisse und Errungenschaften, die sie während der Konferenz erzielt hatten, eingehend zu diskutieren. Ich gehörte zu der Gruppe, die sich mit der Typologie von Steinwerkzeugen befasste. Wir hatten einen großartigen wissenschaftlichen Austausch.

Am Ende des letzten Tages besuchten wir verschiedene Teile des historischen Campus der Universität von Castila la Mancha. Der Campus ist in einer alten Fabrik für Rüstungen und Kanonen untergebracht. Dieser Besuch rundete unseren Aufenthalt in der historischen Stadt Toledo ab, deren Altstadt wir am ersten Tag unserer Konferenz besichtigt hatten.

Blick auf die Stadt Toledo (ca. eine Stunde südlich von Madrid).

Jetzt ist geplant, dass die Ergebnisse unseres Treffens in einer Sonderausgabe der wissenschaftlichen Zeitschrift „Quaternary Science Review“ veröffentlicht werden. Meine Aufgabe ist es also nun, einen Artikel über meine Forschung beizutragen. So können weltweit auch andere Forschende und Interessierte an unseren Überlegungen und Ergebnissen teilhaben!

Autorin: Dr. Elham Ghasidian
Projektleitung „“Kultureller und biologischer Kontakt der Homininen während MIS 4-2 an der paläarktischen und saharo-arabischen Kreuzung: Nordrand des iranischen Plateaus“ 

Dieses Projekt wird dank Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ermöglicht.

English version:

Neanderthal science: Our researcher at a conference in Spain

Conference title: Investigating population dynamics against paleoecological oscillations in the Southern Caucasus

The conference held in Toledo, Spain from 19-25.05. 2024 organised as part of the ERC grant to the research project TransCause by the University of Castila la Mancha in Toledo. 

This conference had two purposes: the first one was to bring together the researchers who work on the TransCause and the leading experts in adjacent areas to present their research and exchange their ideas. Secondly, many fruitful discussions about the related subjects have been carried out and enriched the state of our knowledge. In addition, new perspectives have been drawn for future cooperations and collaborations. It is planned that the outcomes of this workshop be published in a special issue of the journal “Quaternary Science Review”.

In this conference, 18 talks have been presented by researchers from different institutes and universities all over the world including my talk from the Neanderthal Museum. The presentations were mostly focused on the Palaeoenvironment and Palaeolithic archaeology of Armenian highlands. 

My presentation in this conference was about my research project in northern Persian Plateau, addressing the Initial Upper Palaeolithic in this region and its possible connections to the neighbouring regions including eastern Europe, the Levant, Central Asia and further east to the Siberian Altai. This new findings from the Persian Plateau, placed this region at the centre of human migration, recently considered as a “hub” for human dispersal. This is in line with the hypotheses of main anatomically modern humans’ dispersals out of Africa and settling in Eurasia between around 70-60 to 45 ka.

All participants in this conference had the chance to have a one-day excursion to northern Spain to the legendary site of Atapuerca located by the modern city of Burgos. The site is famous for the earliest evidence of human occupation in western Europe. In Gran Dolina at Atapuerca complex human bone fragments dated to around 800,000 years ago. It is also provided the oldest evidence of hominin cannibalism in the world.

At the last day of conference, the participants formed different research groups to discuss in depth the results and achievements they gained during conference. I was part of the group discussing lithic techno-typology. We had great scientific exchanges.

At the end of the last day, we had a nice visit to different parts of the University of Castila la Mancha historical campus. The campus is built in the old factory for armours and cannons. This visit nicely completed our stay in the historical city of Toledo, where we had a enjoyable visit to its old town at the first day of our conference.

Now my job is to complete my paper to be published in special issue of “Quaternary Science Review” as the outcome of this conference, which its deadline is at the end of September 2024!

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