Höhlenkunst in Franken. Was ist dran an der Geschichte ?

von Neanderthal Museum

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‚Die Lusthöhle in Franken‘ sei eine « der spannendsten Fundorte Deutschlands » berichtet die ZEIT diese Woche. In der engen Mäanderhöhle haben Menschen « natürlich entstandene Genitalienkollektionen künstlerisch » verziert. Nach ersten Untersuchungen sollen die Linien ein Alter von 14.000 Jahren vor heute haben. So die Meldungen in der Presse.

‚Na und?‘ könnte man sagen, oder auch ’sensationell‘. Was macht die Entdeckung in der Mäanderhöhle eigentlich so spannend ?

In einer Höhle in Franken wurden Linien gefunden, die als vom steinzeitlichen Menschen gemachte Gravierungen interpretiert werden. Das wäre eine einzigartige Entdeckung, denn bislang gibt es nichts vergleichbares in Deutschland. Zunächst ist diese Ausgangsvermutung aber nicht belegt, schon gar nicht untersucht. Man geht einfach davon aus. Wären unter den Motiven Mammut, Rentier, Nashorn oder Pferd müsste man sich nur die Mühe machen, die Linien genau unter die Lupe zu nehmen, um eine Fälschung auszuschließen. Gibt es überhaupt eindeutige Motive? Hier wird es schwierig, den Interpretationen der untersuchenden Archäologen zu folgen. Linien, ja. Aber wie gehören sie zusammen? Man muss schon sehr viel Phantasie besitzen, in den Linien etwas zu erkennen, was zusammengehört.

Mal angenommen die Linien wären tatsächlich vom Menschen gemacht. Was weiß man sonst noch? Die Linien sind älter als 3.500 Jahre. Ein Erdrutsch in der Gegend hatte zu lokalen tektonischen Bewegungen geführt. Diese haben auch die Linien betroffen; sie waren also vorher da. Natürliche Felsformationen wurden ergänzt. Aber zu was? Das war es aber dann auch schon. Mehr wissenswertes ist nicht zu nennen. Ohne eine technische Analyse der Linien gemacht zu haben, ist es zu diesem Zeitpunkt reine Spekulation, von steinzeitlicher Höhlenkunst zu sprechen.

Nun gut, lassen wir mal die Kritik bei Seite: die Mäanderhöhle ist mit Lascaux oder Altamira nicht zu vergleichen. Unter von der Universität Mainz gezählten ca. 12.000 registrierten Höhlen in Deutschland ist bislang nicht vergleichbares gefunden worden. Wir brauchen uns nicht zu schämen, dass wir in Deutschland kein Lascaux haben. Die eiszeitlichen Wildbeuter die durch unser heutiges Land streiften hatten mit Höhlen nichts weiteres im Sinn, als den sich bietenden Schutzraum zu nutzen. Dennoch war vieles aus Alltag und Kultur mit den benachbarten Gruppen identisch. Zeichnungen wurden auf beweglichen Objekten gemacht. Davon gibt es genug Belege.

Fazit: das spannende an der Entdeckung in der Mäanderhöhle sind nicht die möglichen neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Das spannende ist vielmehr die Diskussion um das Thema Höhlenkunst in Deutschland. Und das soll von Schaden nicht sein.

Mit besten Grüßen,

Andreas Pastoors

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1 Kommentare

Leser 22. Juli 2011 - 16:02

Der Artikel der Zeit über dessen wissenschaftsjournalistische Qualität sich sicher streiten lässt ist mittleweile auch online zu lesen: http://www.zeit.de/2011/30/A-Hoehlenmalerei-Deutschland

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