Seit dem 03. März läuft wieder unsere Frühjahrskampagne im östlichen Riff in Marokko. Unser Camp, das wir mit unseren Kooperationspartnern der KAAK (Kommission für die Archäologie außereuropäischer Kulturen) und des INSAP (Institut Nationale des Sciences de l’Archéologie et du Patrimoine) teilen, liegt wie jedes Jahr bei Afsou südlich von Nador. Nachdem die Ausgrabungen in der Ifri Oudadane im vergangenen Jahr abgeschlossen werden konnten, haben wir in diesem Jahr mit Sondagen in zwei kleinen Höhlen begonnen, die wir von unseren Prospektionen bereits kannten. Die Arbeiten in der Ifri N’Oudai haben wir nach einem Tag wieder eingestellt, da die Sedimente durch moderne Begehungen stark durchwühlt sind. In der Ifri Ozira wurde mit Grabungen begonnen. Aufgrund der Oberflächenfunde und einer Bohrung haben wir geringmächtige Besiedlungen des Neolithikums und des Epipaläolithikums erwartet.
Parallel zu den Grabungen ist eine Gruppe unseres Teams täglich zu Prospektionen im Gelände unterwegs auf der Suche nach Höhlenfundstellen. Dabei orientieren wir uns mit Hilfe topographischer Karten. Denn manchmal sind in den Karten Höhlen eingetragen. Meist folgen wir aber den Signaturen für Felskliffs. Bei der Beurteilung eines Untersuchungsgebiets spielen daneben die Höhenlage der Felsformationen und ihre Lage in dem potentiellen Nutzungsmuster eiszeitlicher Jäger- Sammlergruppen eine Rolle: Liegt das Prospektionsgebiet am Rand einer Ebene mit guter Fernsicht oder könnte das Gebiet als Passage zwischen zwei Nutzungsarealen gedient haben. Auf diese Weise haben wir gestern am Rande der großen Ebene südlich von Saka auf engem Raum vier Felsschutzdächer mit umfangreichem Fundmaterial entdeckt. Es wird vom weiteren Fortgang unserer Arbeiten abhängen, ob wir hier Sondagen durchführen werden.
Dass es neben Höhlenfundstellen auch sehr interessante Freilandfundstellen gibt, belegt ein Fundplatz in Hochflutlehmen des Melloulou in der Stadt Guercif am südlichen Rand unseres Untersuchungsgebietes. Bei Bauarbeiten für eine neue Brücke mitten in der Stadt wurde im Uferbereich des Flusses ein dickes Schichtpaket mit mehreren Besiedlungen des Iberomaurusien vom Ende der letzten Eiszeit entdeckt. Unser Kooperationspartner Abdeslam Mikdad konnte hier eine 20 m2 große Fläche untersuchen. Zahlreiche Feuerstellen und etwa 10.000 Funde wurden aus dem Areal geborgen.
Die Arbeiten um Afsou haben wir gestern beendet und heute zieht das gesamte Team in den neuen Standort Ras el Mar an der Küste um. Von da aus sollen Ausgrabungen in der Höhlenfundstelle Ifri N’Etsedda in den Kebdana-Bergen gestartet werden. Ich kann leider nicht dabei sein, da ich bereits auf dem Weg zurück nach Deutschland bin, um in der nächsten Woche zu unserem Team in Ardales, Andalusien zu stoßen.
Mit den besten Grüßen aus Marokko Gerd-Christian Weniger