Im Mai 2010 wurde verkündet, was bis dahin für unmöglich gehalten wurde: DNA in den Knochen einer ausgestorbenen Menschenart zu finden. Svante Pääbo hatte beharrlich Proben von Neanderthalerknochen genommen, hatte sich nicht entmutigen lassen und schließlich war es ihm gelungen. Svante Pääbo und sein Team im MPI Leipzig sequenzierten das erste Neanderthaler Genom aus 3 Knochen aus der Vindija Höhle in Kroatien.
Pääbo hat damit sozusagen die Disziplin der Paläogenetik erfunden. Damit wurde die Erforschung der Humanevolution revolutioniert. Wir wissen nun, dass alle lebenden Menschen außerhalb Afrikas Neandertaler-DNA in sich tragen, zwischen 1 und 2,5%. Es zeigte sich, dass eine moderne ostasiatische Population etwa 12–20% mehr Neandertaler-DNA trägt als eine europäische Population. Dies bedeutet, dass die Vorfahren der Ostasiaten mehr als einmal liebevoll auf Neandertaler trafen. Wir wissen, dass wir Gene, die unser Immunsystem stärken, von den Neanderthalern geerbt haben. Aber auch Nachteiliges, wie Depressionen und Nikotinsucht.
Eine weitere Menschenart der letzten Eiszeit, der Denisova-Mensch, wurde 2014 überhaupt nur durch paläogenetische Untersuchungen erkannt. Und mittlerweile ist es nicht nur möglich, alte DNA aus menschlichen und tierischen Fossilien zu gewinnen können, sondern auch aus dem Sediment, in dem diese liegen! Das ist wirklich revolutionäre Forschung, die einen Nobelpreis verdient hat!
Autorin: Dr. Bärbel Auffermann